Am Samstag, den 26.8.2017, kamen Rider, Interessierte und hannoversche FAU-Mitglieder trotz Unwetters in der Warenannahme auf dem Faust-Gelände zusammen, um sich über die Kampagne #Deliverunion zu informieren. Eingeladen waren zwei Fahrer der FAU Berlin, die den Kampf der Kurierfahrer*innen für bessere Arbeitsbedingungen vorstellten. Anhand kleinerer Filme und persönlicher Erfahrungen brachten sie dem Publikum die prekäre Arbeitssituation bei den Start-ups Deliveroo und Foodora näher, stellten ihre Forderungen vor und berichteten von den bisherigen Erfolgen der Kampagne, die europaweit von kämpferischen Basisgewerkschaften getragen wird. Dabei unterstrichen die beiden Kuriere, dass sie ihre Arbeit an sich zwar gerne machen, die schlechte Bezahlung, das hohe Unfallrisiko, die unzureichende Vergabe von Schichten sowie die fehlende Finanzierung des Arbeitsmaterials (Fahrrad sowie Reparaturkosten, Smartphone) seitens der Unternehmen aber nicht mehr länger hinnehmen wollen.Aus diesem Grund organisieren sie sich bereits seit Januar 2017 in der FAU Berlin. Mithilfe der Gewerkschaft haben die Fahrer*innen ihren Kampf durch zahlreiche Kundgebungen und Demonstrationen in die Öffentlichkeit getragen. Dabei stießen sie auf großes Interesse der Medien und konnten auf diese Weise Druck auf die Unternehmen ausüben. Während sich Deliveroo taub stellt, konnten sie Foodora auf diese Weise schon an den Verhandlungstisch zwingen. In einem ersten Gespräch mit der FAU Berlin Mitte August signalisierte das Unternehmen, zukünftig eine Verschleißpauschale für die Abnutzung der Fahrräder zahlen zu wollen. Auch über Lohnerhöhungen wurde gesprochen. Die nächste Verhandlung soll im September stattfinden.
Die beiden Berliner Rider zeigten sich zuversichtlich, dass die Kampagne trotz der hohen Fluktuation der Kolleg*innen in dieser Branche über kurz oder lang Erfolg haben werde. Optimistisch sind sie auch, weil sich schon in zahlreichen europäischen Städten Widerstand gegen die eklatanten Mängel formiert hat. So haben Foodora-Fahrer*innen aus Wien bereits einen Betriebsrat gegründet. Aber auch in London, Bristol, Norditalien, Barcelona, Madrid und Paris trugen die Kurier*innen ihren Unmut auf die Straße. „Die Situation in anderen Ländern zeigt uns auch, wo die Reise noch hingehen kann, wenn die beiden Unternehmen ihre Konkurrenz verschärfen und dafür an uns Fahrer*innen sparen“, sagte einer der Berliner. „Deshalb müssen wir uns organisieren, damit sich unsere Arbeitsbedingungen nicht verschlechtern und wir im Gegenteil sogar mehr herausholen können.“ Schließlich verdanken die beiden Unternehmen ihre erfolgreichen Geschäftsbilanzen den Fahrer*innen, die sich täglich im Großstadtverkehr abstrampeln. Wichtig war den beiden Ridern auch zu betonen, dass sie die Fahrer*innen des jeweils anderen Unternehmens nicht als Konkurrent*innen betrachten, sondern als Verbündete und Kolleg*innen.
Die besseren Konditionen, die die Berliner Rider in Berlin mit Foodora aushandeln wollen, werden wohl für alle Angestellten des Unternehmens bundesweit gelten. Deshalb wünschten sich die Vortragenden zum Abschluss der Veranstaltung, dass auch in anderen deutschen Städten mehr Druck gemacht wird. Die Ausgangssituation dafür könnte besser nicht sein. Denn die Berliner Fahrer*innen haben bereits gezeigt, dass sie stark sind, wenn sie ihre Interessen gemeinsam und kollektiv artikulieren. Trotz Börsengangs und globaler Expansion – an ihnen kommt Foodora nicht vorbei.
Bist du selbst Rider und möchtest dich in Hannover für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen? Dann melde dich: fauh-kontakt(a)fau.org Das Allgemeine Syndikat der FAU Hannover kann dich dabei unterstützen.