Schluss mit den unsicheren Arbeitsbedingungen bei DHL!
Seit einigen Wochen beteiligt sich das Allgemeine Syndikat der FAU Hannover an einer bundesweiten Solidaritätskampagne für einen Arbeitskampf unserer Schwestergewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) in Barcelona. Im Zuge dessen werden DHL-ZustellerInnen vor Ort angesprochen und über den Arbeitskampf in Barcelona informiert. Darüber hinaus bietet ihnen das Allgemeine Syndikat Unterstützung an, wenn sie ihre eigenen Arbeitsbedingungen verbessern möchten. Der bisherige Höhepunkt der Solidaritätskampagne in Hannover war eine Kundgebung am 6. Januar vorm DHL-Zustellstützpunkt am Weidendamm in der Nordstadt.
Die Kundgebung
Um die entlassenen GewerkschafterInnen in Barcelona zu unterstützen, versammelten sich Mitglieder des Allgemeinen Syndikats mit Transparent und Fahnen vor dem DHL-Zustellstützpunkt im ehemaligen Hauptgüterbahnhof am Weidendamm. Sie verteilten Flugblätter an ZustellerInnen, KundInnen und PassantInnen. Damit zeigten sie sich nicht nur solidarisch mit dem Arbeitskampf in Spanien, sondern drückten auch ihre Solidarität mit den ZustellerInnen in Hannover aus. Das Frachtzentrum in der Nordstadt war im Dezember bereits Thema eines Artikels in der HAZ, weil unzufriedene KundInnen aus verschiedenen Stadtteilen aufgrund der hohen Auftragslage und chronischen Unterbesetzung bei DHL ihre Pakete dort selbst abholen mussten. Anstatt die überbelasteten ZustellerInnen als Sündenböcke zu missbrauchen, möchte das Allgemeine Syndikat jedoch darauf aufmerksam machen, dass die miserablen Arbeitsbedingungen bei DHL System haben. In letzter Instanz spüren das natürlich auch die KundInnen.
Der Hintergrund
In Barcelona haben sich Beschäftigte von DHL Freight in der CNT organisiert, um bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen. Sie gründeten eine Betriebsgruppe und fanden heraus, dass die Verlagerung ihrer Arbeitsplätze in das Subunternehmen c+j Grupo Handling illegal war. Deshalb forderten sie ihre Übernahme in den Mutterkonzern zu den Bedingungen des Haustarifs. Stattdessen wurde ihnen gekündigt.
Zunächst wurde die lokale FAU-Gewerkschaft in Bonn um Hilfe gebeten, denn in Bonn ist die Konzernzentrale von DHL beheimatet. Die FAU Bonn versuchte mehrmals mit der Geschäftsleitung von DHL Freight ins Gespräch zu kommen, um eine gütliche Einigung zu erzielen und die Wiedereinstellung der unrechtmäßig Entlassenen einzufordern. Die Geschäftsleitung wigelte das Gespräch ab mit dem Verweis auf die Zuständigkeit des lokalen DHL Freight-Ablegers in Barcelona – eine übliche Vorgehensweise global operierender Konzerne, in denen die Verantwortung immer von einem Konzernteil zum anderen verschoben wird. Für die FAU ist die Sache jedoch klar: Verantwortlich bleibt immer der DHL-Konzern.
DHL möchte Gewinn maximieren
Der DHL-Vorstand möchte im Rahmen seiner „Strategie 2020“ in fünf Jahren den Gewinn auf fünf Milliarden Euro steigern – das wäre bei der jetzigen Prognose eine Verdoppelung. Um dies zu erreichen, soll bei den Beschäftigten gespart werden. In Deutschland ist eine Folge dieser Strategie die Ausgliederung der DHL Delivery GmbHs, wo den Zustellern bis zu 20 Prozent schlechtere Löhne gezahlt werden.
Die Arbeitsbedingungen bei DHL sind miserabel: Hoher Zeitdruck, Unfallgefahr, kein pünktlicher Feierabend u.v.m. Die Ursachen hierfür liegen nicht zuletzt in den Subunternehmerketten, die DHL einsetzt, damit es den ArbeiterInnen erschwert wird, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Zusätzlich verlieren sie Ansprüche, die ihnen bei einer Festanstellung über den Mutterkonzern zustehen würden.
Genau diese Festanstellung beim Mutterkonzern fordern die CNT-Kollegen in Barcelona. Und sie haben Aussicht auf Erfolg! Sie klagen nun vorm Arbeitsgericht und rechnen damit, dass dieses ihnen im Februar eine Festanstellung bei DHL zusprechen wird. Der Konzern versuchte zunächst ein Urteil abzuwenden und bot hohe Abfindungszahlungen an. Doch die Kollegen mochten sich darauf nicht einlassen. Sie wollen wieder bei DHL arbeiten und für bessere Arbeitsbedingungen im Betrieb kämpfen.
Erster Erfolg: Klage vor Gericht abgewiesen
Im Dezember verklagte DHL die CNT vor dem Nationalen Staatsgerichtshof Spaniens. Der Konzern beklagte sich darüber, dass die CNT seine Ehre beschmutzt habe, indem sie ihm im Rahmen des Arbeitskampfes „terrorismo patronal” (“Boss Terrorismus”) vorwirft. Deshalb, so DHL, solle die CNT 70.000 Euro Entschädigung zahlen. Das Gericht wies die Klage am 18. Dezember unter anderem mit der Begründung ab, es sei im Rahmen von Arbeitskonflikten nun einmal üblich, dass harte Ausdrücke benutzt werden.
Die Kampagne
Unter dem Motto „Schluss mit unsicheren Arbeitsbedingungen bei DHL!“ wendet sich die FAU seit einigen Wochen bundesweit an die Beschäftigten. Ziel ist es, die KollegInnen auf den Arbeitskampf in Barcelona hinzuweisen und ihnen zusätzlich unsere Unterstützung anzubieten, wenn sie ihre eigenen Arbeitsbedingungen verbessern möchten. In Gesprächen berichten DHL-ZustellerInnen immer wieder von einem hohen Stresslevel, dem sie insbesondere in der (Vor-)Weihnachtszeit ausgesetzt sind. Eine zusätzliche Belastung entsteht regelmäßig, wenn KundInnen ihren Ärger über verspätete oder gar nicht angekommene Pakete agressiv an ihnen auslassen. So leiden sie gleich doppelt unter den desolaten Strukturen des Konzerns. Wir versuchen, Mittel dagegen zu finden.
Schluss mit unsicheren Arbeitsbedingungen bei DHL, ob in Barcelona, Hannover oder anderswo!
Infos zum Arbeitskampf der CNT Barcelona bei DHL (auf Spanisch und Katalanisch)