Das Allgemeine Syndikat der FAU Hannover hat sich an der Frauen*kampftagsdemo „Reclaim Feminism“ eines breiten Bündnisses am 8. März 2018 in Hannover beteiligt. Etwa 500 Menschen waren bei Nieselwetter auf der Strasse und sind zu Rufen wie „Schlechtes Wetter, harte Zeiten, für den Feminismus fighten“ oder „Kein Gott, kein Staat, kein Patriachat!“ vom Hauptbahnhof zum Küchengarten gezogen. Es gab Redebeiträge vom Feminismus-Konfetti-Bündnis, den Falken, den kurdischen Frauen*, der Linksjugend Solid, der grünen Jugend, SoliNet und auch der FAU. Hier unser Redebeitrag zum Nachlesen:
Kolleginnen werden im Blumenfachhandel von ihrem Chef als Hühner bezeichnet. Kolleginnen im Handwerk werden von ihrem Boss geschickt, um seine Kinder abzuholen. Kolleginnen werden von Kollegen und Chefs am Arbeitsplatz sexuell belästigt. Kolleginnen werden vom Jobcenter als unvermittelbar eingestuft, weil sie transgender sind. Kolleginnen werden aus ihren Stellen gemobbt, weil sie Elternzeit nehmen. Diese Liste könnte endlos fortgeführt werden.Denn egal ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum – Frauen* stoßen immer wieder auf Diskriminierung, strukturelle Benachteiligung oder sexuelle Gewalt. Aktuelle Gleichstellungspolitik verfolgt mehr und mehr das Ziel, Frauen* zu verwertbaren Arbeitnehmerinnen zu machen. Ohne das kapitalistische Ausbeutungssystem ernsthaft zu hinterfragen oder gar zu kritisieren.Allen Lohnarbeitenden begegnen in der Erwerbsarbeitswelt ausbeuterische Bedingungen. Dennoch führen patriarchale Strukturen zusammen mit den kapitalistischen Verhältnissen dazu, dass Frauen* und ihren Tätigkeiten weniger Wert beigemessen wird. Das Ergebnis ist, dass sie auf dem Arbeitsmarkt für ihre Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer, sowohl für die gleiche Arbeit als auch für Arbeiten, die als „Frauentätigkeiten“ wahrgenommen und bewertet werden. In der Folge sind sie häufiger prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt und öfter von Arbeitslosigkeit und (Alters-)Armut bedroht.
Niedrigere Löhne, Schikanen oder sexuelle Belästigung sind Teil der ausbeuterischen Bedingungen und Formen der Diskriminierung von Frauen*. Das erleben sie nicht nur am Arbeitsplatz. Frauen* übernehmen oft im Privaten- eine tradierte, ihrem Geschlecht zugeschriebene Rolle. Das bedeutet vor allem unbezahlte Fürsorge-, Haushalts- und Erziehungsarbeit. Gleichzeitig wurden diese Care-Aufgaben entlang den Geschlechterlinien auf dem kapitalistischem Markt käuflich zugänglich gemacht. Diese Arbeiten sind jedoch unterbezahlt und befristet. Einige dieser Arbeiten sind illegalisiert, stigmatisiert und bleiben mehrheitlich ohne soziale Absicherung. Obwohl die prekarisierten Frauen* meistens lebenswichtige Aufgaben in der Gesellschaft übernehmen, haben sie selbst einen geringen Spielraum, um ihr eigenes Leben zu gestalten.
Mit diesen sozio-ökonomischen Zwängen im Bewusstsein hat sich innerhalb der FAU eine Feministische Initiative gegründet. Diese feministische Initiative unterstützt den Kampf von Frauen* um Selbstbestimmung im Alltagsleben, z.B. am Arbeitsplatz, beim Jobcenter, in der Gewerkschaft, aber auch in der Familie. Um der Unterrepräsentation von Frauen* in Gewerkschaften entgegenzuwirken, gilt es die Frage zu beantworten: Wozu brauchen Frauen* Gewerkschaft? Als Basisgewerkschaft, die für eine gleichberechtigte Gesellschaft kämpft, nimmt sich die FAU diesem Thema ausdrücklich an. Es gibt keine Kritik am Kapitalismus, ohne die Kritik am Patriarchat!
Mit der Vernetzung von FLTIQ*-Personen will die FAU das Bewusstsein für die bestehenden strukturellen Ungleichheiten schärfen. Denn wir brauchen eine Gewerkschaft, die es uns ermöglicht, uns selbst zu organisieren. Deshalb arbeiten wir gemeinsam an einer Strategie, die nicht nur der Unterrepräsentation von Frauen* in der gewerkschaftlichen Praxis entgegenwirkt. Als Selbstorganisation von Lohnabhängigen, also Arbeiter*innen, Angestellten, Arbeitslosen, Schüler*innen und Student*innen, streben wir danach, unsere Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Dies geschieht insbesondere durch gewerkschaftliche Kämpfe, aber auch durch anarchosyndikalistische Kultur- sowie Bildungsarbeit, Solidarität und gegenseitige Hilfe im Alltag.
Wir wollen uns von wirtschaftlicher Ausbeutung und sozialer Unterdrückung befreien und kämpfen deshalb für die gemeinsamen Interessen aller Lohnabhängigen weltweit. Dabei sind wir nicht an das Interesse einer Nation oder eines Staates gebunden. Wir streben danach, das Patriarchat und den Kapitalismus zu überwinden, die ein zentrales Hindernis für soziale Emanzipation und individuelle Selbstbestimmung darstellen. Nur durch kollektives und selbstorganisiertes Handeln können wir der kapitalistischen Ausbeutung etwas entgegensetzen.
Aus diesem Grund rufen wir in der Tradition des Frauen*kampftages an diesem 8. März weltweit zur Solidarität mit allen Frauen* auf, um ihre alltägliche Kämpfe zu unterstützen, egal ob zu Hause, im öffentlichen Raum oder am Arbeitsplatz. An dieser Stelle rufen wir ebenfalls unter anderem zur Solidarität mit dem feministischen Generalstreik unserer Schwestergewerkschaft CNT in Spanien auf.
Die beste Form der Solidarität, ist aktiv zu werden. Wir wollen uns gemeinsam organisieren, im Kampf für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, für alle, überall! Solidarität ist unsere Waffe! An jedem Tag, in jedem Jahr!