Im Konflikt der FAU Hannover mit Blumen Wolf im Hannoveraner Hauptbahnhof hat sich der Unternehmer Karl Heinz Wolf durch den Druck der Basisgewerkschaft erstmals auf die Forderungen der organisierten Belegschaft zubewegt. So hat mindestens ein Teil der KollegInnen in den letzten Monaten Lohnerhöhungen erhalten. Die FAU Hannover bekräftigt indessen ihre Forderung, dass sämtliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die Belegschaft vertraglich festgehalten werden müssen.
Am 2.6.2018 hatte eine weitere Kundgebung auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs Hannover stattgefunden, auf der GewerkschafterInnen die Einhaltung von gesetzlichen Mindeststandards, mehr Personal und eine angemessene Bezahlung in den Filialen von Blumen Wolf einforderten. Das Herantragen der Missstände an eine interessierte Öffentlichkeit trug wesentlich dazu bei, dass bei Blumen Wolf eine Lohnerhöhung bekanntgegeben wurde. „Es ist ein erfreulicher Schritt, dass Herr Wolf an der Lohnschraube dreht. Doch ohne verbindliche Regelungen haben die Beschäftigten keinerlei langfristige Garantien für die von ihnen erstrittenen Verbesserungen“, bemängelt Felix Zimmermann, Sprecher der FAU Hannover. Die Basisgewerkschaft besteht darauf, dass die Arbeitsverträge entsprechend angepasst werden müssen.
Derweil geraten die Zustände in den hochfrequentierten Blumengeschäften des Hauptbahnhofs auch in der Landespolitik in den Fokus. Grünen-Abgeordnete befragten am 13.6.2018 im Niedersächsischen Landtag die Landesregierung, ob das Gewerbeaufsichtsamt und die Landesdatenschutzbehörde im Fall Blumen Wolf ihren Aufgaben nachgekommen sind. Bezüglich des Datenschutzes bestätigte die Landesregierung in ihrer Antwort, dass ein erneutes Kontrollverfahren gegen alle Filialen des Betriebs eingeleitet wurde. Zur bisherigen Tätigkeit des Gewerbeaufsichtsamtes in der Angelegenheit machte die Landesregierung hingegen keine genaueren Angaben.
Die Nichteinhaltung des Arbeitszeitgesetzes ist für die Kolleginnen und Kollegen mit schweren Belastungen verbunden. Insbesondere kleinere Betriebe, in denen eine ausgeprägte „Gutsherrenmentalität“ des Chefs gang und gäbe ist, geben sich relativ unbeeindruckt von gesetzlichen Vorgaben, solange sie nicht in den Augen der Öffentlichkeit stehen. „An der Selbstorganisation in kämpferischen Basisgewerkschaften führt kein Weg vorbei“, meint Silke Bremer, Allgemeine Sekretärin der FAU Hannover. Die FAU Hannover setzt bei Blumen Wolf auf einen langfristigen Organisationsprozess, um gemeinsam mit den organisierten Mitgliedern die Arbeitsbedingungen grundlegend neu zu gestalten.